animus versus ratio, 1992, Ausstellungsansicht

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"Animus versus Ratio" (1992) spielt mit den Begriffen "Vernunft" und "Emotion", wobei es eher um deren Verquickung als um deren Trennung geht. An Hand von Velazquez-Gemälden wird das Nebeneinander, Nacheinander und die Gleichzeitigkeit zweier unterschiedlicher Ebenen des Denkens thematisiert. (Die eine Ebene wäre am besten mit dem lateinischen Begriff "animus" zu umschreiben (für Empfindung, Gefühl, emotionaler Aspekt ...), die andere Ebene mit dem lateinischen Begriff "ratio" (für Berechnung, Vernunft, Einordnen in Systeme; das verbindende Wort "versus" lat. vertere: wenden, sich hin- und herdrehen).
Für diese Arbeit habe ich Reproduktionen von Portraits aus Velazquez-Gemälden derart hochkopiert, daß nur mehr Augen, Mund und Nase, d.h. die in der Erinnerung vielleicht am stärksten emotional verankerten Elemente der Bilder, zu sehen sind. Im Kontrast dazu steht der wissenschaftlich-technische Zugriff auf die Bilder in der Restaurierung und materiellen Analyse. Hierbei bediente ich mich der Ästhetik der Infrarotaufnahmen und Kennzeichnungen von Aus- und Querschnitten bzw. Statistiken und Profilen. Beide Bildkonzepte stehen nebeneinander und machen den wechselseitigen Einfluß und Austausch von rationalen und emotionalen Aspekten sichtbar.
Franz Billmayer beginnt seinen Textbeitrag im Katalog sehr treffend: "Tatsache ist, daß wir unterscheiden zwischen Gefühl und Vernunft und daß diese Unterscheidung die Institution Vernunft trifft. Die Unterscheidung erscheint mir gefühlsmäßig sinnvoll."